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U2/15 Aspern Nord, Wien, Österreich

The Project

15 Aspern Nord: Verkehrsbau mit Ambitionen

Die U-Bahn-Station Aspern Nord befindet sich am Nordrand der Seestadt Aspern und ist in Zukunft eine Gemeinschaftsstation der Österreichischen Bundesbahnen und der Wiener Linien. In ihrer für Verkehrsbauten außergewöhnlichen Architektur reflektiert sie die Bedeutung als verkehrstechnische Infrastrukturmaßnahme, zu gleich stellt sie über integrierte Kunstprojekte und die Formensprache Bezüge zu dem geschichtsträchtigen Umfeld her. Der transparente bauliche Brandschutz ermöglichte auch unter Berücksichtigung komplexer Brandszenarien eine überaus lichte und helle Gestaltung.

Im Rahmen des Projektes U2 wurde ein 120 m langer Mittelbahnsteig für die U-Bahn geschaffen. Das Bahnhofsgebäude, das neben der Gleisüberbauung und der Passage zusätzlich eine großzügige Eingangshalle mit Erschließungszone umfasst, ist im rechten Winkel zu den Gleisen arrangiert. An der Südseite der Station liegt der durch ein dynamisch auskragendes Vordach geprägte Haupteingang, daran angeschlossen in der Außenzone sind ein Busbahnhof und eine Park-and-Ride-Zone. Ziel dieser verbindenden Einrichtungen ist die künftige Verlagerung des Individualverkehrs vom Autobahnzubringer "Spange Flugfeld Aspern" der Wiener Außenring-Schnellstraße (S1) auf den öffentlichen Verkehr. Als U-Bahn-Station ist der Verkehrsknotenpunkt Teil der vierten Ausbaustufe der Wiener U-Bahn und entstand im Zuge der Verlängerung der Linie U2 von der Aspernstraße zur Seestadt Aspern.

Zeitgemäße Verkehrsarchitektur

Die beim U2-Projekt kooperierenden Architekturbüros Katzberger und Moßburger haben sich bereits durch eine ganze Reihe von Projekten wie U-Bahn-Stationen (Neubau und Sanierung), Messeparkhäuser, Tunnelportale und Außenanlagen im öffentlichen Raum als Spezialisten für anspruchsvolle Verkehrsbauten empfohlen. Offenheit, Klarheit, Funktionalität und Licht gehören neben puristischen Baustoffen wie Glas, Stahl, Aluminium und Beton zu ihrem bevorzugten Gestaltungsrepertoire. Bereits wiederholt wurden zusätzlich auch künstlerische Konzepte in die Funktionsarchitektur ihrer Gebäude einbezogen. Bei der Station Wien Aspern Nord darf die Anlehnung an die dynamische, lichte Architektur moderner Flughafenterminals durchaus als Anspielung auf das historische Flugfeld Aspern gesehen werden – ein Eindruck, der durch die Offenheit, vor allem aber auch durch den durchgängigen Einsatz moderner, funktionaler Baustoffe verstärkt wird.

Kunst erinnert an geschichtsträchtigen Standort

Der U-Bahn-Station Aspern Nord wurde unter zwei Aspekten eine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Zum einen ist sie als Teil der Verlängerung der Linie U2 in das Stadtentwicklungsgebiet "Seestadt" eine bedeutende Infrastrukturmaßnahme zur Anbindung des aufstrebenden Standorts am Wiener Stadtrand. Zum anderen legte die bedeutende Historie eine außerordentliche Gestaltung nahe. Zweimal wurde in Aspern Weltgeschichte geschrieben. Im Jahr 1809 siegte dort Erzherzog Karl über Napoleon Bonaparte, und im Jahr 1912 eröffnete mit dem Flugfeld Aspern der seinerzeit größte und modernste Flughafen Europas. Mit Bezug auf diese Ereignisse entwarf der bayerische Künstler Stephan Huber zwei 10 m x 6 m große, hinter Glas kaschierte Wandbilder, die an den beiden Stirnseiten des Bahnsteigs positioniert wurden. Das Bild Aspern Affairs (1809) auf der westlichen Wand basiert auf einer Karte des Großraums Wien, die jedoch surreal verfremdet ist und im Stil einer Collage durch unzählige wahre, falsche und ironische Informationen ergänzt wurde; der rechte Bildteil beschäftigt sich mit der Schlacht bei Aspern.

Das Wandbild Aspern Affairs (1912) an der östlichen Stirnwand beschäftigt sich im gleichen Stil mit dem Flugfeld Aspern und mit der Geschichte Wiens in dieser Zeit.

Farbige Lebenslinien

Weitere künstlerische Standort-Assoziationen prägen das Bild der transparenten Bahnsteigeinhausung – einer 80° geneigten, filigran profilierten Stahl-Glas-Fassadenkonstruktion. Dort wurde auf die Glasflächen die ebenfalls von Stephan Huber stammende Installation Lebenslinien aufgebracht. Bunte, beschriftete Streifen stellen darin die Lebenszeiten einiger prominenter Personen grafisch dar und stehen auf der langen Zeitschiene in ihrem historischen Verhältnis zueinander. Die Farblinien wurden aufwändig durch das Verfahren der Einbrennlackierung auf die Glasflächen aufgebracht, um eine andauernde Farbbeständigkeit und Schutz vor Abrieb durch Reinigung und Witterung sicherzustellen. Gleichzeitig wurde damit dem Vogelschlagschutz Rechnung getragen.

Brandschutzkonzept für Sonderbau

Ähnlich dem deutschen Baurecht sind auch in Österreich die Brandschutzanforderungen an einen Sonderbau wie die U-Bahn-Station Aspern Nord nicht hinreichend in den gültigen Bau- oder Sonderverordnungen des Landes erfasst. Die zuständigen Baubehörden forderten daher im Rahmen des Genehmigungsverfahrens eine auf gutachterlichen Untersuchungen, anerkannten technischen Standards sowie Sonderprüfungen basierende Darstellung zur Lösung anzunehmender Brandszenarien. Das gutachterliche Verfahren wurde im Wesentlichen von der TU-Wien in Kooperation mit dem Institut für Brandschutz in Linz (IBS) erstellt, gesteuert von der Planungsgemeinschaft U2/15 und begleitet von dem Fassadenspezialisten SFL Technologies als einer der wesentlichen ausführenden Firmen.

Realistische Brandszenarien

Die Station selbst ist bezogen auf ihre Brandlasten und die als Flucht- und Rettungswege bereitstehenden baulichen Einrichtungen als unkritisch zu betrachten. Das Brandszenarium, aus dem die spezifischen Anforderungen an das Gebäude abgeleitet wurden, geht allerdings als "worst case" von einem brennenden, in die Station einfahrenden Zug aus. In diesem Fall muss eine zügige und sichere Evakuierung über die Treppen und die Passage ins Freie auch für ein großes, stoßweise auftretendes Personenaufkommen gewährleistet werden. Das Konzept basiert daher auf einer Entfluchtung über die Treppen von den Gleisen zur Passage. Diese Treppen wurden durch eine Einhausung mit einer transparenten Brandschutz- Systemkonstruktion der Feuerwiderstandsklasse F(EI) 30 zu "Brandschutz-Fluchttunneln" ausgebildet, die den Fluchtweg vor Feuereintritt und vor dem Durchgang von Hitzestrahlung schützen. Gemäß diesem Szenario wurde auch die Entrauchung über entsprechend großzügig dimensionierte Entlüftungen berücksichtigt. Feuerschutzabschlüsse zur oberen und unteren Brandabschnittsbildung weisen diese gläsernen Fluchttunnel ganz bewusst nicht auf, da solche Türsysteme bei einem stoßartigem Aufkommen von Personen die zügige Flucht ins Freie u. U. massiv behindern oder sogar unmöglich machen könnten.

Passagen- und Bahnsteigverglasungen

Die Passage, die im Brandfall den weiterführenden Fluchtweg darstellt, ist ebenfalls mit F(EI) 30-Systemverglasungen ausgestattet. Tür und Trennwandsysteme für den Brandschutz sorgen hier für eine wirkungsvolle Abtrennung zwischen den auf der Passage angesiedelten Shops und dem Fluchtweg. Die Einhausung der Gleise, d. h. die äußeren Bahnsteigfassaden mit den farbigen Lebenslinien, sollten ebenfalls Brandschutzeigenschaften aufweisen. Dort verzichtete man allerdings auf den zusätzlichen Schutz vor dem Durchgang von Strahlungshitze und legte die G(E) 30-Anforderung – Raumabschluss für 30 Minuten – zugrunde.

Das Brandschutzkonzept für die U-Bahn-Station Aspern Nord konnte durch den Einsatz von unterschiedlichen Brandschutzglaskombinationen sehr differenziert und den spezifischen Anforderungen entsprechend ausgearbeitet werden. Drei unterschiedliche Feuerwiderstandsklassen, den jeweiligen Einbausituationen angepasst, stellen die Kernanforderungen dar: G(E) 30 für die Bahnsteigeinhausung, F(EI) 30 für die Treppen und die Passagen und F(EI) 60 für die Verglasung eines Entrauchungsschachts. Hinzu kamen zusätzliche Anforderungen wie Brandschutz-Isolierverglasungen für zusätzliche Wärmedämmung und farbig bedruckte Brandschutzgläser. Durch die intensive Beratung und projektbegleitende Arbeit der Pilkington Austria GmbH, der internationalen Vertriebsabteilung und dem Produktmanagement am Pilkington Produktionsstandort in Gelsenkirchen konnten alle spezifischen Anforderungen mit geprüften und zugelassenen Glastypen aus der Brandschutzglaspalette von Pilkington realisiert werden. Die G(E) 30-Bahnsteigverglasung (740 m²) wurde zu rund zwei Dritteln mit Pilkington Pyroclear® verglast, 230 m² setzte man aufgrund erhöhter Sicherheitsanforderungen mit einem monolithischen Verbundsicherheitsglas Pilkington Pyrodur® (14 mm) um.

Die F(EI) 30-Verglasungen mit Pilkington Pyrostop® für die Treppenhauseinhausungen und Passagen variieren in gleicher Form in ihren Aufbauten – je nach Einbausituation wurden Glastypen mit und ohne integrierte Sicherheitsfolien sowie monolithische als auch zweischalig aufgebaute Glastypen eingesetzt.

Sonderprüfung mit farbig bedruckten Gläsern

Der Verarbeiter und Fassadenbauer SFL Technologies nahm sich auch der besonderen Aufgabe an, die zu einem großen Teil mit Farbbändern bedruckten Pilkington Pyroclear® G(E) 30-Verglasungen auf ihre brandschutztechnische Unbedenklichkeit prüfen zu lassen. Über Norm-Brandprüfungen am Linzer Institut für Brandschutz IBS wurde sichergestellt, dass die farbige Gestaltung keinen Einfluss auf die Brandschutzeigenschaften von Pilkington Pyroclear® ausübt. Verarbeiter und Auftraggeber konnten somit sämtliche Brandschutzglas Spezifikationen komplett aus einer Hand erhalten.

Entscheidendes Zusatzkriterium

Eine auftragsentscheidende Anforderung war bei dieser Wiener U-Bahn-Station die konstante optische Qualität der Brandschutz-Verbundsicherheitsgläser bei niedrigen Außentemperaturen. Dort nahm man als Extremfall einen Temperaturbereich bis -20° C an und stellte diese Zusatzanforderung an das Brandschutzglas. Diese zusätzliche Anforderung konnten die Brandschutzgläser Pilkington Pyrostop® und Pilkington Pyrodur® problemlos erfüllen.

Brandschutzgläser der Feuerwiderstandsklassen F(EI) sowie teilweise G(EW/E), die neben der raumabschließenden Wirkung auch thermisch isolierend wirken bzw. den Strahlungsdurchgang mindern, sind Verbundsicherheitsgläser mit zwischenliegenden Brandschutzschichten. Bei zu extremen Minusgraden können diese Zwischenschichten "gefrieren" und zu irreversiblen Schäden führen, die die optischen Eigenschaften stark beeinträchtigen können. Die Pilkington Deutschland AG hat durch interne Tests die Brandschutzgläser dauerhaften Temperaturbelastungen von -40°C bis +50°C ausgesetzt und dabei keine Beeinträchtigungen festgestellt. Somit wurden den Produkten dauerhaft konstante optische Eigenschaften innerhalb des ausgewiesenen Temperaturspektrums nachgewiesen. Damit ist der Einsatz von Pilkington Pyrostop® und Pilkington Pyrodur® auch in Fassaden unter extremer Kälte unbedenklich. Ein weiterer Vorteil der "Kältebeständigkeit": Transport, Anlieferung, Lagerung an der Baustelle und Montage können auch bei strengen winterlichen Temperaturen erfolgen. Das optimiert die Baustellenlogistik, da die Montage der Brandschutz-Systemkonstruktionen jederzeit erfolgen kann – nicht erst, wenn das Gebäude "geschlossen" ist.

  Project ReferencePRAT_AspernNord
  View Project Location Map
Project Details
Surface Area
970 m²
Address
U2/15 Aspern Nord, Wien
Opening Date
2014
Building Type
  • Transport
About the Architect/Installer
Architect
Arbeitsgemeinschaft Architekten U2 - Architekt Katzberger ZT GmbH, Wien; Architekt Moßburger ZT GmbH, Wien
Installer
SFL Technologies GmbH, Stallhofen (A), Projektmanagement Ing. Gerald Teibinger
Benefit Led Categories
  • Fire Protection